Angeborene sensorineurale Taubheit:





Auszüge aus dem Buch "Australian Cattle Dogs"
(Grafik mit freundlicher Genehmigung von Bayer Vital GmbH).

Es ist leider eine traurige Tatsache, dass Tiere mit weisser Fellfarbe vermehrt von Taubheit betroffen sind.
Da ACD weiss zur Welt kommen, gibt es etwa 2% beidseitig taube und ungefähr 12% einseitig taube Hunde.
Der exakte Erbgang ist noch nicht entschlüsselt.
Es wird angenommen, dass die Farb-Gene Piebald und Merle (Merle kommt beim ACD nicht vor, die Tüpfelung wird durch das Ticking-Gen verursacht), sowie die Pigmentzellen (Melanozyten) eine wichtige Rolle spielen.
Dieser angeborene sensorineurale Hörverlust wird durch die Degeneration von Anteilen des Innenohrs verursacht. Die Haarzellen in der Ohrschnecke verkümmern und betroffene Tiere können keine Geräusche auffangen und ans Gehirn weiterleiten.
Diese Taubheit ist vererbt und angeboren. Der aufmerksame Züchter bemerkt schon früh, im Alter von etwa drei Wochen, dass der Welpe nichts hört.





Das Hörvermögen der Welpen kann zuverlässig ab der 5. Woche analysiert werden.

In der Schweiz und in Deutschland müssen die FCI-Züchter ihre ACD-Welpen vor der Abgabe an einem Neurologischen Institut mit der BAER-Methode testen lassen.

SKG (Schweiz) und VDH (Deutschland) Zuchthunde erhalten die Zuchtzulassung nur, wenn sie auf beiden Ohren normal hören.



BAER oder Audiometire-Test

Beim BAER-Test (brain-stem auditory evoked response) oder auf Deutsch dem "Hirnstamm-Audiometrie-Test" wird das Gehör auf die Funktionstüchtigkeit geprüft.

Der Test dauert knapp 5 Minuten.
Die Hunde werden leicht sediert, damit sie still halten, wenn die Nadel-Elektroden unter die Kopfhaut geschoben werden.
Jedes Ohr wird einzeln getestet.
Um das Innenohr zu stimulieren sendet ein Kopfhörer "Klicks" in verschieden starken Lautstärken.
Die Nadel-Elektroden messen nun, ob das Innenohr die Geräusche aufgenommen hat und weiter ans Gehirn leitet.
Der Computer analysiert diese Nervenpotentiale und zeichnet sie als Hörkurve (oder Audiogramm) auf.
Funktioniert ein Ohr nicht, entsteht keine Hörkurve sondern eine Linie!
Einseitig taube Hunde haben keine grosse Einschränkung im Leben. Vermutlich gibt es viele Hunde, die nur einseitig hörend sind und deren Besitzer dies nicht bemerken.

In der Fachliteratur wird oft empfohlen, taube Welpen sogleich zu töten.
Hat der taube Welpe ein friedliches Wesen, kann man ihn jedoch durchaus aufziehen und an einen guten Platz bei „Hunde-erfahrenen" Menschen vermitteln.
Diese Hunde müssen schon von Anfang an speziell gefördert werden. Man weckt sie immer auf die gleiche, liebevolle Art auf und belohnt sie sofort, damit dieses Gefühl schon früh positiv verknüpft wird.
Der ganze Wurf profitiert von einem tauben Welpe, wenn der Züchter konsequent mit Handzeichen arbeitet.
Taube Hunde sind nicht krank. Sie hören nur nichts.
Gerade der taube ACD, der sehr auf seinen Menschen fixiert ist, kann mit einer individuellen Erziehung und Förderung ein wunderbar anhänglicher und treuer Begleiter werden.
Selbstverständlich sollte man diese Tier früh kastrieren lassen.

Studien haben gezeigt, dass Dalmatiner-Welpen aus einseitig oder beidseitig tauben Eltern öfter taub sind. Das würde auch erklären, warum oft taube Hunde aus "wilden Zuchten" (ohne Gesundheits-Tests) im Tierheim landen.



Fellfarben und Taubheit

Die Farbe/Abzeichen am Kopf haben keine direkte Verbindung mit der Taubheit.
Oft wird gesagt "Plainface-Hunde" seien öfter taub, aber es gibt auch Hunde mit Masken, die nicht hören.
Zwischen blauen und roten Hunden gibt es keinen Unterschied.



Auch Hunde mit dunklen Abzeichen am Kopf können taub sein, wie hier der attraktive Darko.
Darko hat die BH1 absolviert, trainiert Agi und Obi. Er hat eine Flächensuch-Prüfung gemacht und ca. ein halbes Jahr Ausbildung in den Trümmern! Auch Taube arbeiten gerne...
Die Taubheit kommt in beiden Farbvarianten vor.
Auch der ausgebildete Rettungshund Bronco hört auf beiden Ohren nichts.

Leider darf Bronco nach deutschen Vorschriften keine Prüfung absolvieren... er gilt als "krank"!!! Unglaublich...




Laut diversen Studien sind Dalmatiner mit einem grösseren Körperfleck (der schon bei Geburt ausgeprägt ist, im Gegensatz zu den Tupfen) weniger oft taub.
Auch bei den Bullterriern sind uni-weisse öfter taub, als die mit Flecken auf dem Körper.
Das heisst für mich, dass das Scheckungs-Gen weniger ausgeprägt ist
(ein anderes genetisches Make-up.... sp anstelle von sw???)
Umgesetzt auf den ACD:
Sind Hunde mit einem Körperfleck weniger oft taub?
Laut unserem Standard sind Körperflecken nicht erwünscht...
Sind wir da vielleicht auf dem falschen Weg?

Leider sind viele Züchter nicht offen, was die Taubheit oder "sonstige Fehler" bei ihrer Nachzucht anbelangt.
Trotz intensiver Nachfrage, habe ich nur wenig Auskünfte erhalten...
Gerade in Amerika werden Hunde mit vielen oder sehr grossen Körperflecken sofor euthanasiert oder als "Pet" weg gegeben. Diese Hunde werden praktisch nie BAER-getestet!

Wer kennt einen unilateral oder bilateral tauben ACD mit Körperfleck?
Bitte informieren Sie
mich.
Vielen Dank.





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Wir suchen auch immer wieder engagierte Beistzer, die einem tauben Hund ein artgerechtes Leben ermöglichen.
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© Eva Holderegger Walser